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Siedlungsgeschichte des Dorfes und der ehemaligen Gemeinde Holzen

Der Stadtteil Holzen ist mit 25,45 qkm Gesamtfläche einer der größten im Stadtgebiet Arnsberg. Die Ortsbezeichnung „Holzen“ geht urkundlich auf Holt(hu)sen – Holzhausen (Behausung im Holz/Wald) zurück. Bei der Schenkung eines Hofes an das Kloster Wedinghausen in Arnsberg im Jahre 1173 taucht der Name „Holthusen“ zum ersten Male urkundlich auf. Zur Unterscheidung von gleichnamigen und räumlich nicht weit entfernten Waldorten erhält Holzen 1279 das Attribut „Holthusen apud (bei) Olinchusen“. 1340 erscheint erstmalig der Name „Holthusen vor me Lure“. Damit war es nach jenem bewaldeten Höhenzug benannt, der heute nördlich der Biber gelegen, einst die Siedlung eingeschlossen hat.

Kern und Ursprung der Siedlung waren vier Bauernhöfe, deren Inhaber 1466 zum ersten Male namentlich erwähnt werden: Schulte, Deimel, Lohölter, Böse. Sie erscheinen zudem in einem Schatzungsregister von 1536. 1663 findet man sie wieder unter den 24 Spannhöfen des Klosters Oelinghausen. 1685 werden von diesen Höfen 25 Personen bei der Kopfschatzung zur Türkensteuer genannt, außer diesen keine sonst.

1789 zahlen die Erben bei Antritt des Hofes dieses Gewinngeld an den Grundherrn, das Kloster Oelinghausen: Schulte 24 Reichsthaler, Böse 20, Deimel 18 und Lohölter 24 Reichsthaler. Zwei kleinere Höfe, Landerschulte und Siepenschulte, mit je 3 Reichsthalern Gewinngeld sind dazu gekommen.

Für 1815 kann man aus einem Familienverzeichnis im Pfarrarchiv Hüsten eine Einwohnerzahl von etwa 240 für das Dorf Holzen errechnen. In einem Güterverzeichnis beim Katasteramt Arnsberg von 1831 erscheinen neben den vier Bauern knapp 20 weitere kleine Grundbesitzer, Kötter von 10 Morgen bis zur Hausplatzgröße von 67 Ruthen. Die erhöhte Zahl der Grund- und Hausbesitzer erklärt sich dadurch, daß die Bauern Knechte und nachgeborene Kinder auf wenig Grund und Boden, der aber meistens die Haltung einer Kuh erlaubte, ansiedelten mit der Erwartung, daß diese dem Hofe ihre und ihrer Kinder Arbeitskraft zur Verfügung stellten. Die verhältnismäßig hohe Einwohnerzahl erklärt sich nicht allein durch den Kinderreichtum der Familien, sondern besonders auch dadurch, daß viele Hausbesitzer, um sich eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen, besitzlose oder fahrende Leute als Mieter aufnahmen, die im Umherziehen ein einfaches Gewerbe ausübten (Lumpen- und Knochensammler, Löffelgießer, Kesselflicker, Topfbinder, Hecheln- und Mausefallenmacher usw.).

Unter der hessischen Regierung 1803-1816 wurde die „Holt(hu)sener Mark“, zu der auch Oelinghausen gehörte, und die als „Oelinghauser Heide“ (1709 erstmalig genannt) bekannte „Linner Mark“ zu einem Schultheißenbezirk Holzen (Bürgermeisterei Neheim) zusammengelegt. Daraus wurde 1837 bei der Gründung des Amtes Hüsten die politische Gemeinde Holzen mit 846 Seelen. 1935 zählte das Dorf 48 Grundbesitzer (außer Staats- und Großgrundbesitz). Die größere Zahl ergab sich besonders durch den Untergang und die Zersplitterung zweier großer Bauernhöfe (Deimel, Lohölter) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Einwohnerzahl der Gemeinde betrug 1914: 848 Seelen, 1936: 931 Seelen. Der Zuwachs betrug also in 100 Jahren etwa 10%, ein Satz, der nur von der Gemeinde Estinghausen mit 5% unterschritten wurde (Enkhausen 110%, Herdringen 147%). Vor dem ersten Weltkrieg zog es die nachgeborenen Kinder in die Städte, die nahe Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen boten. Zwischen den beiden Weltkriegen konnten nur wenige Bauwillige mit unendlicher Mühe einen Bauplatz erwerben. Wegen der großen Bedeutung, die die landwirtschaftlichen Nebenbetriebe für viele Arbeiterfamilien in Krisenzeiten hatten, gaben auch die kleinen Grundbesitzer an ihre nachgeborenen Kinder nur ungern einen Bauplatz ab, sondern sahen lieber, wenn sie, wie die Angehörigen früherer Geschlechter, sich in den industriereichen Tälern der Heimat oder in der Fremde nach Arbeit und Wohnung umsahen. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Wohnungsnot in den Städten diesen Ausweg fast völlig verbaute, andererseits durch den Omnibusverkehr die Arbeitswege für viele leichter und kürzer wurden, entstand in den Dörfern eine wirkliche Wohnungsnot, die durch den Verbleib von Evakuierten und den Zuzug von Vertriebenen noch verschärft wurde. Aber aller Bauwille und jegliche Bautätigkeit scheiterten an dem Mangel an Bauland. Da schalteten sich die mit dem Problem befaßten Behörden ein und schlugen eine auch aus landwirtschaftlichen Gründen erwünschte Flurbereinigung vor. In ihrem Verlauf (1950 – 1957) wurde nicht nur die Dorfflur neu aufgeteilt, nicht nur ein gutes Wirtschaftswegenetz geschaffen, sondern es wurden außer Sportplatz und Friedhof auch vier Bebauungspläne für etwa 40 Bauplätze ausgewiesen (Bornenkamp, Westerholt, Schulstr., Am Widey).

Sie waren in wenigen Jahren vergriffen. Daß in diesen Jahren auch Kirche und Wasserleitung im Dorfe gebaut, die Schulen erweitert wurden, die Verkehrsverhältnisse sich noch erheblich besserten, trug wesentlich zur Förderung des Bauwillens bei.

Im Jahre 1966 zählte die Gemeinde Holzen bereits 1.478 Einwohner, wovon etwa die Hälfte im Dorfe Holzen wohnte. 1984 waren es schon 1.929 und 1997 bereits 2.017 Einwohner.

Mit dem 1. Januar 1975, als das Gesetz zur Neuordnung der Kreise und Gemeinden in Kraft trat, verlor die politische Gemeinde Holzen ihre Selbständigkeit und ging in der neuen Stadt Arnsberg auf. Die letzten Bürgermeister der Gemeinde Holzen waren Alfons Blome (1956 – 1970) und Theodor Bauerdick (1970 – 1975).

(Nach F. Geuecke „Holzen vorm Luer – eine geschichtliche Heimatkunde“)

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